
Im Leipziger Gewandhaus feierten 1600 Gäste den 150. Geburtstag der Deutschen Sozialdemokratie. Rund 30 Vorsitzende befreundeter sozialdemokratischer und sozialistischer Parteien, der französische Präsident François Hollande sowie weitere Regierungschefs aus neun Ländern, Bundespräsident Joachim Gauck sowie das Bundeskabinett feierten die SPD. Zu den geladenen Gästen zählen auch die SPD-Altkanzler Gerhard Schröder und Helmut Schmidt.
Die Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) durch Ferdinand Lassalle am 23. Mai 1863 in Leipzig ist die offizielle Geburtsstunde der deutschen Sozialdemokratie. Am 8. August 1869 fand die Gründung der zweiten Vorgängerorganisation „Sozialdemokratischen Arbeiterpartei“ (SDAP) unter anderem durch August Bebel und Karl Liebknecht statt. Beide Parteien vereinigten sich im Jahr 1875 in Gotha zur „Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands“ (SAPD) vereinigt wurde, die sich 1890 wiederum in „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“ (SPD) umbenannte.
Gewürdigt wurden die großen Verdienste der SPD in ihrer 150-jährigen Geschichte. Dazu zählen unter anderem die Durchsetzung des Frauenwahlrechts, die Ablehnung von Hitlers Ermächtigungsgesetz im Reichstag und die Einführung des Arbeitsschutzrechtes. Gewürdigt wurde auch das engagierte Eintreten unzähliger Sozialdemokraten für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Unvergessen bleibe das Auftreten der SPD gegen den deutschen Faschismus, exemplarisch als 94 SPD-Abgeordneten am 23. März 1933 als einzige Partei im Reichstag gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt hatten. In ewiger Erinnerung bleibe vielen der berühmte Kniefall von Willy Brandt am Warschauer Ghetto-Mahnmal am 07. Dezember 1970.
Damals wie heute treffen die Forderungen der SPD die Bedürfnisse einer großen Mehrheit der Deutschen. Und so ziehen die Sozialdemokraten in die Bundestagswahl 2013 mit konkreten Forderungen für mehr soziale Gerechtigkeit ein: „Kostenlose Bildung für alle ab der Geburt“, „Die Bürgerversicherung als Krankenversicherung für alle“, „gesetzlicher branchenunabhängiger Mindestlohn von mindestens 8,50 EUR“, „mehr Arbeitnehmerrechte“.
Auf weitere 150 Jahre – Glück auf!
Ihr William Labitzke
Mitglied im SPD-Unterbezirksvorstand Braunschweig
Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität sind unsere Grundwerte – die Grundwerte des Demokratischen Sozialismus. Der Demokratische Sozialismus ist für uns die Vision einer freien, gerechten und solidarischen Gesellschaft. Sie sind auch unser Maßstab für eine bessere Gesellschaft. Seine Verwirklichung ist für uns eine immer wehrende Aufgabe.
Die soziale Demokratie ist das Prinzip unseres Handelns. Dabei bleiben unsere Grundwerte das Kriterium für die Beurteilung unserer politischen Wirklichkeit. Sie sind die Orientierung für unser tägliches Handeln Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten.
Freiheit bedeutet die Möglichkeit, selbst bestimmt zu leben. Die Freiheit des Einzelnen endet, wo sie die Freiheit des Anderen verletzt. Wer anderen Unfreiheit zumutet, kann auf Dauer selbst nicht frei sein. …
Gerechtigkeit gründet in der gleichen Würde jedes Menschen. Sie bedeutet gleiche Freiheit und gleiche Lebenschancen, unabhängig von Herkunft oder Geschlecht. Also meint Gerechtigkeit gleiche Teilhabe an Bildung, Arbeit, sozialer Sicherheit, Kultur und Demokratie, gleichen Zugang zu allen öffentlichen Gütern. …
Solidarität bedeutet wechselseitige Verbundenheit, Zusammengehörigkeit und Hilfe. Sie
ist die Bereitschaft der Menschen, füreinander einzustehen und sich gegenseitig zu helfen.
Sie gilt zwischen Starken und Schwachen, zwischen Generationen, zwischen den Völkern.
Solidarität schafft Macht zur Veränderung, das ist die Erfahrung der Arbeiterbewegung.
Solidarität ist eine starke Kraft, die unsere Gesellschaft zusammen hält – in spontaner und
individueller Hilfsbereitschaft, mit gemeinsamen Regeln und Organisationen, im Sozialstaat als politisch verbürgter und organisierter Solidarität.
aus dem Hamburger Grundsatzprogramm der SPD
Konservative und Liberale spielen täglich unsere Grundwerte gegeneinander aus: je mehr Freiheit, desto weniger Gerechtigkeit und umgekehrt. Nach unserem Verständnis bilden Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität eine Einheit. Sie sind gleichwertig und gleichrangig. Sie bedingen, ergänzen, stützen und begrenzen einander. Unser Verständnis der Grundwerte des Demokratischen Sozialismus bewahrt uns davor, Freiheit auf die Freiheit des Kapitalmarktes, Gerechtigkeit auf den Rechtsstaat, Solidarität auf eine Almosenpolitik zu reduzieren.
Zusammenfassung von William Labitzke
23.5.1863 Gründung des SPD-Vorläufers, des „Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins“ (ADAV), u.a. durch Ferdinand Lassalle.
8.8.1869 Gründung der zweiten Vorgängerorganisation, der „Sozialdemokratischen Arbeiterpartei“ (SDAP) u.a. durch August Bebel und Wilhelm Liebknecht.
22.5.1875 Fusion des ADAV und der SDAP zur „Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands“ (SAP).
1878 Das von Reichskanzler Bismarck initierte „Gesetz gegen gemeingefährliche Bestrebungen der Sozialdemokratie“ (Sozialistengesetze) – Verbot sozialistischer Parteien, Publikationen und politischer Versammlungen – konnte die Sozialdemokratie nicht zerschlagen.
1890 ist die SAP bei den Reichstagswahlen wählerstärkste Partei und setzt die Sozialistengesetze außer Kraft; kurz darauf beschließt sie auf ihrem Parteitag die Umbenennung in „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“ (SPD).
1914 Als der erste Weltkrieg ausbricht, billigt die SPD Kriegskredite. Kriegsgegner in der Partei spalten sich ab und gründen die „Unabhängige sozialdemokratische Partei Deutschlands“ (USPD).
1918 dankt Kaiser Wilhelm II. ab, Philipp Scheidemann (MSPD) ruft unter bürgerlichem Karl Liebknecht (USPD) unter sozialistischem Hintergrund am Abend des 9.11.1918 die Republik aus; das bürgerliche Lager setzt sich mit der Gründung der Weimarer Republik durch.
1933 Nachdem die NSDAP unter Hitler die Regierung in der Weimarer Republik stellt, lehnt die SPDReichstagsfraktion als einzige Fraktion das Ermächtigungsgesetz der Nazis ab. Daraufhin wird sie wie andere Organisationen verboten und tausende Mitglieder werden verfolgt und ermordet.
1945 wird die SPD in Hannover neu gegründet.
1946 Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED in der Sowjetischen Besatzungszone, der späteren DDR, unter Kontrolle der UdSSR; Verhaftungen und Hinrichtungen vieler Sozialdemokraten, Flucht vieler Sozialdemokraten in die westlichen Besatzungszonen.
1969 Erste sozialliberale Koalition unter Führung des ersten sozialdemokratsichen Bundeskanzlers Willy Brandt unter dem Motto „Mehr Demokratie wagen“ – viele Sozialreformen wie das BAföG und eine Annäherungspolitik an Osteuropa werden umgesetzt.
1998 Erste rot-grüne Bundesregierung – Beschluss zum Ausstieg aus der Atomenergie, später innerparteiliche Konflikte durch Konzept „Fördern und Fordern“.
Zusammenfassung von Lisa Sophie Reinke