In seiner Rede während der Plenarsitzung am Mittwoch, 14. Juni sprach Dr. Christos Pantazis zu einem FDP-Antrag zum Thema Prostatakrebs.
Sehr geehrter Herr Präsident,
Verehrte Kolleginnen und Kollegen,
erlauben Sie mit zunächst ein Dank und Lob an den Antragssteller (FDP) auszusprechen, der das Augenmerk auf die Stärkung der Männergesundheit durch mehr Prostatakrebs-Früherkennung gelegt hat. Denn für meine Fraktion kann ich erklären, dass die Zielrichtung dieses hier vorliegenden Antrags überhaupt nicht strittig sein kann. Im Gegenteil, im Interesse einer breiten Öffentlichkeitswirksamkeit begrüße ich es – auch als Arzt – ausdrücklich, dass es uns im federführenden Ausschuss gelungen ist und hier interfraktionell auf einen gemeinsam getragenen Entschließungstext zu verständigen.
Denn es handelt sich um ein zunehmend relevantes medizinisches-epidemiologisches Thema. Warum das so ist, verdeutlicht die bestehende Faktenlage: So erkranken in der Bundesrepublik pro Jahr 60 000 Männer an Prostatakrebs. In Niedersachsen sind es aktuellen Recherchen zufolge 6 500 Neuerkrankungen pro Jahr. Auch aufgrund der sich fortschreitenden demographischen Entwicklung ist der Prostatakrebs mit mittlerweile 25 % der Neuerkrankungen relativ häufig vertreten. Tendenz steigend!
Verehrte Kolleginnen und Kollegen,
wir müssen in diesem Zusammenhang allerdings zur Kenntnis nehmen, dass die Inanspruchnahmeraten bei der Krebsfrüherkennung von Männern altersabhängig teilweise auf einem geradezu besorgniserregenden Niveau verharrt.
Während immerhin 67 % der Frauen zu der gesetzlichen Krebsfrüherkennung gehen, beträgt der Anteil der zur Inanspruchnahme berechtigten Männer, die tatsächlich zur Krebsfrüherkennung gehen immer noch nicht mehr als 40 %. Und auch hier handelt es sich nach Auskunft des Sozialministeriums um eine altersabhängige Gesamtrate.
Denn Männer sind ab dem Alter von 45 Jahren zur Krebsfrüherkennung im Sinne eines opportunistischen Screenings lediglich berechtigt. Und hier kommen die Inanspruchnahmeraten in den ersten Jahren nicht über 20 % hinaus und steigen leidlich auf immerhin 55% bei Männern über 70 Jahren.
Diese Raten belegen eindrucksvoll eines: – bei steigender Inzidenz und mäßiger Inanspruchnahme der Krebsfrüherkennung herrscht Handlungsbedarf! Und genau hier setzt der hier vorliegende Antrag an und findet daher unsere uneingeschränkte Unterstützung. Gilt es doch in Anbetracht des bestehenden Handlungsbedarfs die Aufklärung zu stärken, Wissenslücken zu schließen und das Bewusstsein zu bilden.
Verehrte Kolleginnen und Kollegen,
diese allumfassende Aufklärungsarbeit kann – und dieser Punkt erscheint uns in diesem Zusammenhang wichtig und zwingend erwähnenswert – auch durch eine stärkere Unterstützung von Prostatakrebs-Selbsthilfegruppen erreicht werden. Und nicht nur das: – entscheidend wird sein, die Krankenkassen bei diesen Bemühungen originär miteinzubinden, weswegen der hier vorliegende Antrag im ersten Punkt diesbezüglich auch angepasst worden ist.
Erlauben Sie mir in diesem Zusammenhang auch in der Kürze der Zeit auf zwei Aspekte einzugehen:
Untersuchungen haben ergeben, dass es zielgruppenspezifisch sehr unterschiedliche Inanspruchnahmen – auch was ein mögliches Einladungswesen für betroffene Männer im Bereich Prostatakrebs-Früherkennung – gibt. Dies gilt vornehmlich für bildungsfernere Schichten und sozioökonomisch schlechter gestellte Gruppen. Hier bedarf es unserer Ansicht nach gezielter zielgruppenspezifischer Maßnahmen.Die bestehende niedrige Inanspruchnahme von Prostatakrebs-Früherkennungsuntersuchungen durch Männer hat mehrere Gründe:
1. Angst vor einem positiven Befund,
2. einer anderen Einstellung von Männern gegenüber dem eigenen Körper und
3. der bestehenden Scham vor der medizinischen Untersuchung an sich – hier respektive der digitalen rektalen Untersuchung.
Insbesondere die letztgenannte bestehende Hemmschwelle könnte durch die in Punkt 4 des hier vorliegenden Antrages überwunden werden. Denn durch forcierte Erforschung spezieller Tumormarker, wäre es beispielsweise möglich, das aktuell bestehende Dilemma des nicht sensitiven PSA-Tests zu beheben.
Jüngste Forschungsergebnisse wie der Bestimmung des Proteins S100A9 im Blut oder des Stoffwechselprodukts Sarkosin stimmen bereits hoffnungsvoll.
In diesem Sinne bitte ich Sie abschließend alle – hier und heute – ein geschlossenes und zugleich deutliches öffentlichkeitswirksames Zeichen für die Stärkung der Männergesundheit durch mehr Prostatakrebs-Früherkennung zu setzen!
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!