Unternehmen Miba will Braunschweiger Standort von BHW schließen

Dr. Christos Pantazis: „Dass die Erlaubnis zur Fusion nicht an eine Beschäftigungs- und Standortgarantie geknüpft wurde, war ein schweres Versäumnis des Bundeswirtschaftsministers.“

Bild: Matthias Disterheft
Der SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Christos Pantazis war vor Ort, als die IG Metall gegen die geplante Schließung des BHW-Standorts in Braunschweig protestierte. Pantazis hielt bei seiner Ansprache sein Schreiben an den Niedersächsischen Wirtschaftsminister aus dem Jahr 2019 in die Höhe. Darin sprach er sich dafür aus, im Falle einer Fusion sowohl eine Standort-, als auch eine Beschäftigungsgarantie festzulegen.

Das österreichische Unternehmen Miba AG will den Braunschweiger Standort von BHW schließen. Dies habe die Unternehmensleitung von BHW Plain Bearings GmbH der knapp 300-köpfigen Belegschaft am 2. Februar mitgeteilt, informiert die IG Metall-Geschäftsstelle Braunschweig. Dr. Christos Pantazis, wirtschaftspolitischer Sprecher und stellvertretender Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, hat sich heute Mittag dem Protest der IG Metall angeschlossen und ist vor Ort, um seine Solidarität an der Seite der Beschäftigten zu bekunden. Er macht deutlich: „Ich bin entsetzt. Dieser Plan ist ein Schlag ins Gesicht für all jene, die sich einst für die Fusion stark gemacht haben. Auch ich habe mich damals, so wie auch andere SPD-Landtags- und Bundestagsabgeordnete aus der Region, für eine Fusion der Gleitlagersparte Zollern BHW und der Miba AG eingesetzt, allerdings stets unter der Prämisse, dass im Falle einer Fusion eine Beschäftigungs- und Standortgarantie festgeschrieben wird.“

Auch die IG Metall und die Belegschaft hatten im Jahr 2019 die Fusion von Miba und Zollern unterstützt. In dem Zusammenschluss sahen alle Beteiligten damals die Chance, dass sich die Gleitlagersparte des mehr als 100 Jahre alten Traditionsunternehmens Zollern BHW damit gegen Billigprodukte aus Fernost wappnet und sich vor einer möglichen chinesischen Übernahme schützt. „Durch die Fusion sollte ursprünglich langfristig der Betrieb und damit auch die Arbeitsplätze der betroffenen Angestellten gesichert werden. Dass aufgrund der geplanten Schließung genau dies jetzt nicht mehr länger der Fall sein soll, ist mehr als bitter und eine herbe Enttäuschung“, betont der Wirtschaftspolitiker. Er stellt klar: „Dass die Erlaubnis zur Fusion nicht an eine Beschäftigungs- und Standortgarantie geknüpft wurde, war ein schweres Versäumnis des Bundeswirtschaftsministers. Dies zeigt sich nun leider in aller Deutlichkeit.“ Pantazis warnt davor, dass die Situation bei BHW nur ein Vorgeschmack darauf sein kann, was nach seiner Einschätzung in den kommenden Monaten noch folgen könnte: „Unter dem Deckmantel der Corona-Pandemie werden Mitbestimmungsrechte beschnitten, Arbeitsplätze gestrichen und Konsolidierungsmaßnahmen durchgedrückt. Die durch die Corona-Pandemie verursachte weltweite tiefe wirtschaftliche Krise führt dazu, dass jetzt die soziale Frage immer weiter in den Vordergrund rückt.“

Martin Grun, Betriebsratsvorsitzender, betont in einer Pressemitteilung der IG Metall Braunschweig: „Wir sind tief enttäuscht und stocksauer, wie der Arbeitgeber mit uns umgeht. Viele von uns arbeiten hier seit Jahrzehnten und wir haben immer unseren Beitrag für das Unternehmen geleistet! Uns wurde 2019 mündlich die Standort- und Beschäftigungssicherung zugesagt, deshalb haben wir uns auch für die Fusion stark gemacht und jetzt dieser Hammer! Da sehen wir, was das Wort von diesen Leuten wert ist. Schäbiger kann man mit seiner Belegschaft nicht umspringen! Wir lassen uns das nicht bieten!“